Tag der (neuen) Arbeit /
Der 1. Mai – ein Feiertag nicht nur in Deutschland. Doch wie kam es eigentlich dazu, dass wir einmal im Jahr frei haben, um uns für unsere Arbeitsbedingungen einsetzen zu können? Und welche Rolle spielte dabei die Industrialisierung und nun die Digitalisierung?
Andere Arbeitsbedingungen
Wie sich Arbeitsbedingungen im Laufe der Jahrhunderte verändern, können wir derzeit als Zeitzeugen miterleben. Corona diktiert uns eine radikal andere Arbeitsweise und hat nun ganze Nationen zwangsdigitalisiert. Und es geht. Zum Glück.
Die, die jetzt aus dem Homeoffice arbeiten können, sind privilegiert. Und auch unsere Mutmaßungen zu der „Zeit danach“ deuten darauf, dass sich Grundlegendes an unserer Art und Weise zu arbeiten ändern wird – ohne, dass wir dafür vor die Tür gehen mussten beziehungsweise durften.
Da ist es spannend einmal zu recherchieren, woher er eigentlich kommt, der 1. Mai Feiertag – Der Tag der Arbeit! Irgendwo hatte ich mal eine klischeetriefende These dazu gehört, dass die Deutschen ihre Arbeit so sehr lieben, dass dafür extra ein Feiertag etabliert wurde. Die genaue Entstehungsgeschichte ist jedoch viel tiefgreifender und internationaler als ich vermutete.
Warum ist der 1. Mai ein Feiertag?
Der 1. Mai geht historisch auf Protestbewegungen von Arbeitern in den USA zurück. Die Aufbegehrenden forderten eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen und in der Hauptsache eine Reduzierung ihrer Tagesarbeitszeit auf 8 Stunden. Hier protestierten diejenigen, die im Zuge der Industrialisierung die USA zur Weltwirtschaftsmacht werden ließen.
Für die Datumswahl gab es einen ganz pragmatischen Grund: Der 1. Mai galt in den USA traditionell als „Moving day“, als Stichtag für den Abschluss oder die Aufhebung von Verträgen, häufig verbunden mit Arbeitsplatz- und Wohnungswechsel. Das blutige Ende der sogenannten Haymarket Aufstände führte letztendlich dazu, dass ihre Hauptforderung der Arbeiter durchgesetzt werden konnte. Seit dem 1. Mai 1890 haben die US-Amerikaner nach acht Stunden Arbeit frei.
Auch in anderen Ländern der Welt spielt dieser Symboltag für das Einstehen für bessere Arbeitsbedingungen eine Rolle. So ist der 1. Mai in Ländern von Argentinien bis Zimbabwe, von der Türkei bis Tansania vielfach sogar ein gesetzlicher Feiertag.
Und in Deutschland?
Nach dem Haymarket-Zwischenfall von 1886 wurde der 1. Mai auch in Europa zum Kampftag für den Achtstundentag. In Hamburg kam es zu einem besonders hart geführten Streik, an dem sich zeitweise bis zu 20.000 Arbeiter beteiligten. Er zog sich bis in den Sommer 1890 hin, jedoch ohne dass die Forderungen durchgesetzt werden konnten.
Sowohl die SPD als auch Gewerkschaften engagierten sich in den folgenden Jahrzehnten dafür, den 1. Mai als gesetzlichen Feiertag durchzusetzen und riefen fortlaufend zu politischen Aktionen auf. Doch sollten noch einige Jahre vergehen bis schlußendlich die Alliierten den 1. Mai nach dem Ende des Zweiten Weltkrieg als Feiertag bestätigten.